Die Amphibien erwachen aus ihrer Winterstarre und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. Amphibien sind für ihre Fortpflanzungen und Larvenentwicklung auf Gewässer angewiesen. Anschließend gehen sie wieder zurück in ihren Lebensraum. Diese Wanderungen finden zu unterschiedlichen Jahreszeiten und über unterschiedlich lange Zeiträume statt.
Lediglich bei den früh laichenden Arten wird dieses Phänomen augenfällig, da sich zeitlich gut koordiniert eine Vielzahl von Amphibien in Bewegung setzt. Auslöser für diese Massenwanderung sind neben einer "inneren Uhr" vor allem äußere Reize wie ausreichend hohe Temperaturen und hohe Feuchtigkeit.
Behindert werden sie durch Straßen, die die Teillebensräume von einander trennen und ihre Wanderwege zerschneiden.
Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits bei einer Verkehrsdichte von nur 25 Autos pro Stunde 85% der wandernden Amphibien zu Tode kommen.
Für den Amphibienschutz fangen damit die Probleme an.
Die NABU - Ortsgruppe Lahntal betreut und überwacht schon seit 1986 die Krötenwanderung auf der K84 zwischen Sterzhausen und Wetter.
Wir bauten im Frühjahr an der Kreisstraße einen Amphibienzaun auf und betreuten diesen über mehrere Wochen hinweg. Der Zaun wurde zweimal täglich kontrolliert, somit gelangten die Amphibien sicher zu ihrem Laichplatz im alten Sterzhäuser Steinbruch.
Die Ergebnisse dieser Zählungen zeigten unterschiedliche, teilweise bedenkliche, aber auch positive Entwicklungen. 1991 wurde in Zusammenarbeit mit einer biologischen Umweltforschungsgruppe aus Göttingen eine intensive und exakte Untersuchung der Wanderung vorgenommen.
Unsere Bemühungen, Kanäle für die Amphibienwanderung unter die Straße legen zu lassen, wurde als zu teuer abgewiesen. Dann konnten wir uns mit der Gemeinde, Straßenverkehrsbehörde und Kreisverwaltung über eine Straßensperrung für die Dauer der Wanderung einigen.
1994 wurde der Zaun erstmals nicht wieder aufgestellt. In der Zeit von Anfang März bis Mitte April 1994 wurde die Kreisstraße stattdessen nachts für den Verkehr gesperrt, so dass die Amphibien sicher die Straße überqueren konnten. Auch in den folgenden Jahren ordnete der Kreis während des Zeitraums der Wanderung eine nächtliche Sperrung der Straße an.
Damit geschah erstmals in Hessen eine Straßensperrung aus Artenschutzgründen !!
Infolge dessen liegen seit 1994 keine Zahlen mehr über die Amphibienwanderung vor. Ob die Sperrung zu einer Populationszunahme führt, könnte erst durch eine erneute, detaillierte Zählung nachgewiesen werden.
Außer Erdkröten wandern auch Teichmolche, Bergmolche, Grasfrösche und Geburtshelferkröten.
Seit nunmehr 9 Jahren wird, sobald witterungsbedingt die Wanderung der Amphibien einsetzt, die Kreisstraße von abends 19 Uhr bis morgens 6 Uhr gesperrt. Die Straßenverkehrsbehörde stellt hierfür das Absperrmaterial und die Ortsgruppe Lahntal das Personal. Die bei Polizei und Straßenverkehrsbehörde gemeldeten Mitglieder der Ortsgruppe sind zur Sperrung autorisiert. An den Einmündungen der K 84 sind große Hinweistafeln angebracht, um die Verkehrsteilnehmer auf die Sperrung hinzuweisen. Zusätzlich wird die Sperrung der gesamten Fahrbahn mit Barken, Warnleuchten, Poldern und Verbotsschildern durchgeführt.
In diesem Jahr werden wir die Straße voraussichtlich ab 4. März sperren. Im wöchentlichen Rhythmus wechseln sich die Vereinsmitglieder ab, sperren abends die Straße und öffnen diese am folgenden Morgen wieder. Die Sperrung dauert durchschnittlich sechs bis acht Wochen.
Diese Aktion wird fast jährlich vom Hessischen Rundfunk begleitet. Trotz der Bekanntmachungen und auf Verständnis bei den Verkehrsteilnehmern hoffend, gibt es immer wieder Zeitgenossen, welche nicht nur mit Unverständnis, sondern teilweise sogar zerstörerischer Wut reagieren, die Sperrungen wegräumen, zerstören oder zum Teil sogar entwenden! Ebenso ist das Umstellen der Sperren durch rücksichtslose Autofahrer oft nicht ganz ungefährlich.
Zur weiteren Entwicklung des Amphibienschutzes auf der K 84 auf folgende Berichte klicken.
Arbeitseinsätze/Aktivitäten 2017 "Amphibienwanderung ==> Neue Aufgabe an der K 84"
siehe auch 2. Jahr Amphibientunnel an der K 84